Als ich das erste Mal über Arnold Houbraken las, geschah dies im Zusammenhang mit einer Recherche zu Pieter de Hooch, einem Maler des niederländischen Barock, der von Houbraken nicht in sein „De groote schouburgh der Nederlantsche konstschilders en schilderessen “ aufgenommen wurde. Damit „erlitt“ de Hooch dasselbe Schicksal wie Jan Vermeer van Delft, welchen Houbraken ebenso nicht in diese Enzyklopädie der besten Künstler des 17. Jahrhunderts aufnahm. Fatal, wie ich meine. Ebenso wie es den damaligen Malern erging, welche von Enzyklopädie schreibenden Zeitgenossen wenig bis gar nicht beachtet wurden, ebenso ergeht es heutzutage vielen Künstlern, die von so genannten institutionellen Einrichtungen nicht oder nur wenig beachtet werden. Die Frage ist jedoch, ob und warum eine solche Anerkenntnis überhaupt von Belang ist. Beide Maler, de Hooch und Vermeer wurden berühmt durch ihre Gemälde und ihre Verkaufserfolge. Über Houbraken liest man, dass er trotz seiner Kenntnisse über Perspektive, Geschichte und Architektur dennoch kein hervorragender Künstler war. Sieht man sich einmal das folgende Bild an, nun ja…möge jeder selbst urteilen…
Offenbar lag es ihm eher, die Fähigkeiten seiner Kollegen zu beurteilen und in einer Liste die – seiner Meinung nach – besten Künstler des 17 .Jahrhunderts zusammenzutragen. Ein so recht typisches Beispiel für alle, die jurieren, ob nun in der einen oder anderen Form. Damals wie heute hat sich nicht viel geändert. Schaut man sich einmal ein Bild Houbrakens genauer an, zum Beispiel das „Große Stillleben mit Früchten und Federvieh“, so wird es einem nicht besser. Auch wenn die Einzeldetails mit peinlicher Genauigkeit ausgearbeitet wurden, so fehlt dem Werk doch der Charme eines wirklich gelungenen Gemäldes – zumindest meiner Meinung nach. Auch wirkt die Kompo etwas zu wirr, ganz anders als de Hoochs oder Vermeers Interieurs, welche Grundstimmungen wie Ruhe und Gelassenheit vermitteln. Ebenso wie Vermeer zeigt de Hooch das Leben in vornehmen Bürgerhäusern. Er beschreibt ruhige Beschäftigungen und dies mit Meisterschaft.
Arnold Houbraken avancierte mit seinem Lexikon über die niederländische Malerei zwar schon recht bald zu einem Kenner der Kunst und der Künste, dennoch kann er nicht mit eigenen Arbeiten überzeugen. Nun könnte mancher meinen, dass niemand Künstler sein muss um Kunst zu beurteilen, jedoch betrachtete sich Houbraken durchaus als Künstler und das ist der Unterschied. Es wäre, hätten sich Houbraken und de Hooch gekannt, schwer für einen Maler wie de Hooch gewesen, der sein Handwerk verstand, sich von einem Kollegen beurteilen lassen zu müssen der es nicht wirklich brachte. Viel schwerer wiegt solch ein Urteil eines Kollegen als das eines Betrachters, der Laie ist. Das angehängte Bild de Hoochs zeigt wie fein dieser mit Farben umging, wie geschickt er das Licht einfängt, welches sich spiegelt im Gesicht und in den Armen und auch in den Kleidern der Frau.
Was lehrt nun diese Betrachtung und Feststellung? Vielleicht jene, dass der eigene Weg als Künstler allein gegangen werden muss. Keine Jury und keine Lexika sind der absolute oder gar endgültige Beweis für Wichtigkeit, Vermögen oder Unvermögen.