Zarte 24 Jahre alt ist der Maler Jean-Auguste-Dominique Ingres als er sich auf diesem Selbstporträt verewigt. Zugegeben, eine meisterliche Höhe in Technik und Lebendigkeit, die für ein solch junges Alter verblüffen mag, aber wiederum logisch erscheint, wenn bedacht wird, dass zur Zeit Ingres der akademische Malstil Gang und Gebe war. Ingres hat es weit gebracht. Professor an der berühmten École des Beaux-Arts war es ebenso wie Direktor an der Académie de France in Rom. Dem Klassizismus hat er sich verschrieben und dennoch sind in einigen seiner Werke Irritationen in der anatomischen oder perspektivischen Darstellung zu finden, die für ihn als sein eigener Blick auf die Dinge wichtig waren und die er als Mittel nahm, seine Ideen ins Bild zu packen. Ein kleiner Vorgriff auf die Moderne, wenn man es so ausdrücken mag. Von der Berühmtheit und einem Status als anerkannter Künstler, den Ingres in Frankreich erlangte, ist auf dem Selbstporträt noch nichts zu sehen, obwohl er zu dieser Zeit bereits erste Erfolge verbuchen konnte, wie den Prix de Rome im Jahre 1801 für sein Gemälde „Achill empfängt die Bittgesandschaft des Agamemnon“.
Zum Bild selbst
Ein Jüngling mit lockigem Haar, einem sensiblen fast sinnlichen Mund und großen verträumten Augen sucht den Blick des Betrachters. Fast fragend schaut Ingres zu uns. Was hält er in seiner linken Hand? Ist es ein Amulett oder hält er nur den Umhang, welcher herunterzurutschen droht. Die Staffelei allein verrät den Maler, den Künstler auf diesem Porträt. Wollen wir ihn nicht länger bei der Arbeit stören, den jungen Mann, er hat noch viel zu tun .