Der sterbende Sklave von Michelangelo Buonarotti
Sklave sein bei Michelangelo.
Michelangelo und seine Sklaven: Junge Sklaven, bärtige Sklaven, gefesselte Sklaven und sterbende Sklaven. Berühmt ist seine Skulptur „sterbender Sklave“, welche ursprünglich das monumentale Grabmahl für Papst Julius II zieren sollte. Dieser sterbende Sklave, welcher in den Jahren 1513 bis 1516 entstand, wurde, ebenso wie der rebellische Sklave , auch bekannt als gefesselter Sklave, vom Künstler selbst nach vielen Änderungen am Grabmahl aus dem Projekt wieder abgezogen und durch zwei andere Figuren ersetzt.
Und:
In gewisser Weise wurde er, Michelangelo, selbst zu einem Sklaven, zum Sklaven seines eigenen Künstlerseins und auch seiner Auftraggeber. Michelangelo sagte von sich, in ihm brenne das Prometheus-Feuer seiner Zeit, der Zeit der Hochrenaissance. Er fühlte sich verzehrt, so als glühe er innerlich an einer sengenden Glut und er fühlte sich beengt, war er doch in einer permanenten fatalen Abhängigkeit von Päpsten und Fürsten als seinen Auftraggebern. „Der Mensch soll nicht lachen, wenn die ganze Welt in Tränen ist“ schrieb er im hohen Alter.
Der Ausspruch reißt vage an, wie sich Michelangelo fühlte in einer Zeit der Knechtschaft. Er, der Riese an Denkkraft, Leidenschaft und Charakter, als den ihn Friedrich Engels beschrieb. Jedoch, so kann man festhalten, führte vielleicht gerade diese gefühlte Beengtheit zu höchster inhaltlicher und sinnlicher Aussagekraft seiner Werke. Das Motiv des gefangenen, gefesselten, ständig um seine Freiheit ringenden Menschen beeindruckte den Künstler nachhaltig und dies schlägt sich in seinen Kunstwerken wieder. Auch der sterbende Sklave tangiert dieses Sujet, bzw. war in dieser Art vom Künstler angelegt.
Kontrovers
ist jedoch der erste gesamte Eindruck des sterbenden Sklaven. Eher hingebungsvoll neigt der edle Jüngling seinen perfekt gebauten Körper ins Jenseits. Sieht so das Sterben aus? Bedacht werden sollte natürlich, dass es ein Auftragswerk für ein Grabmahl war, für welches diese Figur ja ursprünglich konzipiert war und es sich nicht um ein Schlachtengetümmel handeln sollte, sondern um eine eher poetische Umrandung.
Andere Perspektive: Interessant ist, dass derselbe sterbende Sklave, hier zu sehen auf der Seite von Stephan Bauer, in einer anderen Perspektive (gedreht um ca. 60 °) sehr viel sterblicher wirkt . Es kommt also, wie so oft, auf den Betrachtungswinkel an.
Ein großes figuratives meisterliches Handwerk begegnet dem Betrachter ganz sicher in der Figur des sterbenden Sklaven von Michelangelo und die Nacktheit des Mannes zeigt gleichzeitig auch seine Verletzlichkeit. Was zuerst wie ein Hemd anmutet ist eine Bandage, ein Band oder Verband, welcher über die Brust quer verläuft. Das rechte durchgedrückte Bein steht dem sterbenden Eindruck ebenso konträr gegenüber wie der gelöste Gesichtsausdruck. All diese Komponenten passen nicht wirklich zum Sterben. Aber was passt da schon und wer möge über dieses Passende oder Unpassende schlussendlich urteilen? Hier zeigt uns einer der größten Künstler was Kunst ist und zu sein vermag. Wo passender als im Louvre ist dieser Kunstschatz zu bewundern. Die Figur blieb letztlich unvollendet.