Was mir am Gemälde Die Dante Barke sofort auffällig ins Auge springt, sind vielleicht weniger die beiden Hauptfiguren,Dante und Vergil, welche die Bildmitte dominieren, sondern der krumme, vom „Schwung holen“ gebeugte Rücken den Fährmanns Phlegias der zu diesen beiden Figuren recht gegensätzlich ist sowie die anderen nackten Leiber der Verdammten, welche allesamt in der Art der Malweise stark an einige Figuren Goyas erinnern (Die Rückenansicht erinnert mich hier ganz speziell an den „Koloss“, welcher nach neueren Erkenntnissen von einem Schüler Goyas stammen soll) , die oft ebenso monströs wie verletzlich erscheinen.
Im linken Bildhintergrund die im lodernden Feuerschein strahlende Stadt Dis, die Höllenstadt. Delacroix schuf dieses Werk in einem noch jungen Alter im Jahr 1822, da war er gerade 24 Jahre alt. Mit sicherer Hand, sehr nah, sehr lebendig, sehr ergreifend seine Figuren, die da in ein Getümmel geraten, in die Fluten, über den Fluss der Verdammten , hin zur höllischen Stadt.
Verzweifelte Gestalten auf der Dante Barke
Malerisch eindrucksvoll hervorgehoben ist die Verzweiflung dieser Gestalten auf der Dante Barke, die offenkundige Furcht und die Not dieser Seelen. Bewährtes Stilmittel auch hier: Nacktheit, gepaart mit verzweifelter ringender Kraft, Akte dem Wahnsinn nahe. Einige Rezensionen beschreiben eine scheinbare Ausgewogenheit der beiden Hauptgestalten, ich aber sehe da viel eher eine Unsicherheit und ein Schwanken, keineswegs die zitierte mit ruhigen Gesten begleitete Gelassenheit. Dann diese spillerige Barke, kaum dass sie standhält dem ganzen wilden Getümmel, der „Schlammschlacht“ wie einige Zeitgenossen Delacroix´gar meinten. Die Farben vom düsteren Braun und Grau (Die Farben der Verdammnis) hin zu einzelnen roten Flecken und einem Umhang (dem des Phlegias) in sattem dunkel leuchtendem Blau.
Krisengeschütteltes Frankreich
Die Assoziationen der Zeit Delacrois ließen wenige Zweifel. Interpretiert wurde das unruhige Gewässer oft auch als Adaption auf das revolutionsgeschüttelte Frankreich. Ein Werk eines jungen talentierten Malers, ein Meisterwerk, welches er da im Pariser Salon dem Publikum präsentierte. Einem Publikum, welches zum Teil pikiert reagierte auf diese Art Malerei. Skizzenhaft zum Teil einige Figuren, farblich effektvoll und das Licht als sicheres Transportmittel düsterer Stimmung. So muss das sein . Fein gemacht Meister Delacroix!