Zwei Maler wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine, Vincent, ist ungestüm, lern- und wissbegierig und regelrecht süchtig nach allem was aus dem Innersten kommt, was es zu bannen gilt auf die Leinwand, auf das Papier, mit Kohle, Bleistift oder Pinsel. Er will es festhalten auf jedem Malgrund der gerade greifbar ist. Er ist immer aufgewühlt, unruhig, rastet nie, zerstört sich fast selbst in seiner wilden Leidenschaft zur Malerei und seinen ständigen Selbstzweifeln. So gesehen ist er der wahre Maler, der immer sucht und nie zufrieden ist. Dann dieses Bild, 1888 gemalt – ein Weinberg, er nennt es „Roter Weinberg“. Ein herrlicher Duktus, man kommt ins Schwärmen, es atmet alles, es lebt und bebt in diesem Bild und der Betrachter möchte direkt eintauchen in diese warme Landschaft. Den Arbeitern sieht man die Mühe gar nicht auf den ersten Blick an. Er höht diese Arbeit in seinem Bildwerk, der Maler van Gogh und wie immer zeigt er eine tiefe Liebe zu den Armen, welche um ihr tägliches Brot mit harter Arbeit ringen müssen. Und er geht hinaus zu den Menschen, den Weinbauern, den Webern, dem tätigen Volk. Nichts ist ihm zu niedrig oder zu fremd, alles saugt er auf in seine berauschenden wilden ungestümen Bilder! | Und dann Seurat, Georges Seurat! Er ist das ganze Gegenstück zu van Gogh! Diese Akribie, diese Wissenschaft in seiner Malerei hat eine Genauigkeit, die durchaus nicht eines gewissen Reizes entbehrt. Alles hat laut Seurat seine vordefinierte Farbe, seine zwingende genaue Bestimmung. Nichts da mit wilder leidenschaftlicher oder gar gedankenloser Malerei. Für die Luft, so Seurat, nehme man diese Mischung, für das Wasser diese Mischung, Figuren entlang der Bilddiagonalen ergeben eine bestimmte Bildstimmung – abfallende Linien für Traurigkeit, aufsteigende Linien für Heiterkeit usw. Ein feine Erfindung, mit der dann ein Jeder ein Bild zusammenstellen kann. Zusammenstellen deshalb, weil man dabei von Malerei nicht wirklich sprechen kann. Auch die dargestellten Personen und das Umfeld könnten nicht konträrer sein. Den arbeitenden Weinbauern van Goghs sind die bürgerlichen feinen Herrschaften am Flussufer gegenüber gestellt. Trägheit oder auch Ausgewogenheit gegen Tatendrang und Arbeitsalltag. | |
Sie sind sich auch begegnet die beiden großen Künstler, van Gogh und Seurat alle beide sind Kinder ihrer Zeit, einer Hoch-Zeit des Impressionismus, deren Einflüsse bei beiden Malern auf ihre eigene Weise zu finden sind. Kunst ist frei und unbestimmbar, sie begegnet uns, ob wir es wollen oder nicht, in der vielfältigsten Form täglich und sie begleitet unser Leben.