Zum Auftakt des Jahresprogramms der Galerie Vinogradov und der Jüdischen Galerie Berlin wird am 6.Januar die erste Ausstellung aus der geplanten Serie “ Leningrader Kunst und Kultur in den Privatsammlungen Berlin’s eröffnet.
„Sima Ostrowski’s Malerei und Zeichnungen“ aus der Privatsammlung von M.Werschrvovsky.
Die Vernissage findet am 6. Januar 2013 ab 14 bis 18 Uhr in der Galerie Vinogradov, Chodowieckistr.25 10405 Berlin statt.
Weitere Infos auf der Webseite der Galerie unter www.eurusart.com . Die Ausstellung dauert bis zum 25.01.2013
Infos zum Künstler: 1938 im ehemaligen Leningrad zur Welt gekommen, wurde Sima Ostrowski in eine Zeit geboren, die den Krieg zwischen den Kulturen zu ihrem Thema gemacht hat. Die nationalsozialistische Ideologie missbrauchte Religionszugehörigkeit, um Tod und Gewalt zu legitimieren. Mit den Mitteln von kunstgeschichtlicher Rezeption und technischer Raffinesse vereinte Ostrowski globale mit persönlichen Ereignissen. Die Darstellung von Ikonen und die Einflüsse des Westens auf die restliche Welt, ob im künstlerischen oder kulturellen Sinne, wurde von Ostrowski vielschichtig in malerischer oder grafischer Arbeit behandelt. Trotz globaler Thematiken steht das Individuum im Vordergrund und ermöglicht dem Betrachter das Eintauchen in eine vergangene Zeit und ihre Themen, die an Aktualität nichts eingebüßt hat. Man wird mit generellen ethischen und moralischen Ansichten ebenso konfrontiert, wie mit der eigenen Haltung. Am 6. Januar wird die Privatsammlung von Dr. Michail Werschvovsky zu Sima Ostrowski in der Galerie Vinogradov öffentlich gemacht und präsentiert umfassend das Schaffen des 1995 verstorbenen jüdischen Künstlers
Werksrezension:
Sima Ostrowski (1938-1995) Vom menschlichem Sein, Realität und Phantasie Das Schaffen des jüdischen Künstlers Sima Ostrowski lässt sich in zwei zentrale Medien unterteilen: Malerei und Graphik. Letzteres steht im direkten Bezug zu seiner Ausbildung in St. Petersburg an der Kunstakademie und vereint technisches Können mit kritischer Selbstfindung. Dieser Kontrast
von rationaler Arbeitsweise und emotionaler Reflexion verleiht den Zeichnungen inhaltliche Tiefe, die sich nicht in einem schnellen Blick erschließen lässt. In einem komplexen Konstrukt von Symbolen, Metaphern und Anspielungen verbergen sich die großen Fragen nach dem menschlichen Sein und seiner Geschichte. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gehen Hand in Hand und berichten von Einflüssen, die der Künstler in sein Vokabular übernommen hat. Klare Architekturzeichnungen verlieren ihre Kühle und Abstraktion in d
er überzogenen Perspektive und werden durch komplexe Raumebenen zu einem Käfig des Menschen. Eingezwängt von Wänden richtet sich der verzweifelte Blick an den Betrachter. Hilfesuchend oder um Gnade flehend starren die traurigen Augen aus der Bildmitte und konfrontieren den Beschauer mit moralisch-ethischer Selbstreflexion. Die sprechenden Augen stehen im Kontrast zu den freigelegten Zähnen, die bereits von einer Zeit nach dem Leben berichten und mehr an einen Totenschädel, als an ein Gesicht erinnern. Das Individuum scheint verloren und kniet auf einem dünnen Netz aus Linien, das eine weitere Bildebene einleitet. Die surreale Bildkomposition bleibt Realitätsbezogen, indem das Individuum als Identifikationsfigur agiert und das Gefühl vom Verlorensein in den Mittelpunkt stellt – vielleicht ein Gefühl, an das sich der Eine oder Andere erinnert; umgeben von einer historischen und individuellen Zeichensprache, die nicht klar voneinander zu trennen ist, verschwimmen die Grenzen zwischen Zitat und Interpretation. Man muss sich als Betrachter seinen eigenen Weg durch die vielschichtigen Kompositionen suchen und wird dabei viel von Ostrowski und viel von sich selbst entdecken können. In Gegenüberstellung zu seinen Grafiken wir
ken seine Malereien fast unbeschwert. Ostrowski bezeichnete sich als Schüler Chagalls und trägt die Einflüsse offen zur Schau und verbindet sie mit seinen künstlerischen Maximen. Die naive Kunst oder Primitivismen im Allgemeinen sind ihm im malerischen Schaffen sehr wichtig und finden ihren Ausdruck in Bottero ähnlichen Figuren und flachen Bildräumen. Steht bei der Grafik die dramatische Perspektive und das höchst emotionale Wesen im Vordergrund, so arbeitet die Malerei mit direkten Symbolen, die sich aber keiner tiefgehenden Deutung entziehen. Die Eindeutigkeit und die Reduzierung auf das formal Notwendige in Hinblick auf einen Wiedererkennungswert, liefern eine Zugänglichkeit zum thematischen Hintergrund des Werkes. Westliche Einflüsse treffen auf traditionelle Sima Ostrowski, Photo mit Gans, 1984 Sima Ostrowski, Komposition 21 Momente von Kulturen und stellen sie in einen Kontext von Vereinbarkeiten und Gegensätzen Ostrowski findet ein Gleichgewicht von aktiver Rezeption kunstgeschichtlicher Ereignisse und verknüpft diese mit seiner persönlichen Sicht auf Gesellschaft, Kultur und Individuum. Die dramatischen schwarzweiß-Landschaftenerheben das individuelle Leiden zu einem universellen Konflikt. Im Kontrast dazu, oder als Erweiterung seines Formen- und damit Interpretationsvokabulars, stehen seine farbenfrohen Malereien. Die Symbolkraft tragen beide Seiten des künstlerischen Schaffens in sich und zeigen die Varietät von Sima Ostrowski. Ohne Oberflächlichkeit und Schnelle werden grafische und malerische Momente Ostrowskis zu Möglichkeiten von Selbstfindung und Reflexion und das auf eine ehrliche und schonungslose, befreiende und konfrontierende, bezaubernde und desillusionierende Art und Weise. Die Galerie Vinogradov beginnt ab Januar mit einem Ausstellungsprogramm, das sich die Vorstellung und Veröffentlichung von Privatsammlungen zum Thema gemacht hat. Als Debüt werden am 6. Januar 2013 die Werke Sima Ostrowskis aus der Kollektion von Dr. Michail Werschvovsky präsentiert.