Aus einer populären Sicht wird der International Style in der Architektur als DIE klassische, moderne Architektur wahrgenommen. In der Malerei hat vor allem Mondrian, oder auch Kandinsky mit seiner Auflösung der Gegenständlichkeit, beide auch eng verknüpft mit dem Bauhaus, eine enorm prägende Wirkung darauf, was als Modern wahrgenommen wird und wie mit einer Zeitepoche die wir allgemein als funktional, nüchtern, streng und schmucklos betrachten, umgegangen wird. Malewitsch mit seinem „Schwarzen Quadrat auf weißem Grund“, das 1915 erstmals ausgestellt wurde, liefert einen intellektualistischen Hintergrund der Avantgarde jener Zeit, ohne den wir moderne Ästhetik nicht denken können. Aber tun wir damit einer Zeit, deren künstlerische Ausdruckskraft und Gestaltungspotential so vielschichtig ist und deren Kunst sich in so viele unterschiedliche Stilrichtungen einteilen lässt, nicht unrecht?
Schwarzes Quadrat – Kasimir Malewitsch (1915) – wikipedia – public domainÜbergehen wir damit nicht gerade den sinnlichen Aspekt der sich besonders in den Anfängen der modernen Architektur, wie bei Antonio Gaudis Bauten oder in Rudolf Steiners organischer Architektur ausdrückt? Oder wollen wir den unmittelbaren und reizvollen Zugang bei expressionistischen Malern wie Otto Mueller oder den humorvollen Zugang bei Alexej Jawlensky einfach ignorieren? Würden wir den Begriff der Moderne in Architektur, Philosophie, Literatur, Malerei und Musik genauer und bist in jede Einzelheit betrachten, so wären wir schlichtweg überfordert, denn gerade dort haben sich Bewegungen in Kunst und Gesellschaft großartige Freiheiten erkämpft deren Möglichkeiten uns aber auch zu enormer Verantwortung drängen. Ein Bruch mit dieser Tradition oder auch eine Abgrenzung gegenüber der Vielfalt der künstlerischen Strömungen dieser Epoche, die man kaum unter einem Begriff zusammenfassen kann, halte ich persönlich für den falschen Weg. Somit kommt es, wie bei allem im Leben, darauf an was man daraus macht – zum Guten, oder aber auch zum Schlechteren.