Dieter Raedel. Science of Art. Raoul Dufy. Popularisierung von Kunstwissen. Kunsttheorie. Das Casino in Nizza.
Raoul Dufy gehörte in Paris zu den Malern, die mit bescheidenem Talent sich nie von der Masse abhoben. Irgendwelche Stilrichtungen schwappten stets in seine recht ordentliche Malerei oder er probierte sich in Anlehnung an seine Kollegen aus. Zunächst war es zweifelsfrei der Impressionismus, der ihn interessierte. Seine gleichaltrigen Kollegen, die zumeist sich in den Kreisen der Fauves bewegten und längst den Höhepunkt ihrer Karriere hinter sich gebracht hatten, hier sei an Derain und Vlaminck erinnert, hatten Schwierigkeiten, sich nach dem 1. WK in Szene zu setzen. Raoul Dufy pendelte zwischen dem Impressionismus, Fauvismus und Kubismus und schielte ebenso nach Cézanne und Braque.
Die Franzosen der Nachkriegszeit lebten sich aus. Frankreich war keineswegs ein armes Nachkriegsland. Man genoss das Leben im Überfluss und die mondäne Gesellschaft feierte sich an paradiesischen Gestaden. Während Leute wie Derain und Vlaminck hautsächlich für den Kunstmarkt malten, witterte Raoul Dufy in der Gesellschaft der Reichen Morgenluft. Er schwang sich auf deren Seite und wurde bald ein “Grand bourgeois”, ein Maler, der den Atem der Aristokratie schnupperte und sich an deren Lieblingsplätzen orientierte. Motive der tausend Nichtigkeiten in Salons, Pferderennbahnen, Theater, Modelaufstegen, Spielkasinos, Strandpromenaden, Yacht-Clubs und Parks, gehörten zum Reigen der Oberschicht. Ihm gelang es, einen flotten und gefälligen Malstil zwischen Impressionismus, Fauves und Kubismus zu finden, der den Eindruck der Skizzenhaftigkeit hatte und in Farb-und Formensprache leicht genießbar war. Zwanzig Jahre dieser Nachkriegsepoche waren die Zeit des Raoul Dufy.
Vom Spielkasino an der azurblauen Küste, der französischen Riviera, gibt es mehrere Bilder. Nach seinem Tode befand sich sogar ein unvollendetes Bild dieses Motivs auf einer Staffelei. Inmitten des Blau schwingt sich die eindrucksvolle Architektur des Casinos in Nizza (Nice) empor und erinnert an die Szenerie von 1001 Nacht. Das Goldgelb umringt im Blau und dem Grün der Palmen. Ein Himmelreich auf Erden. Dieses Gemälde entstand 1929. Raoul Dufy war ein Leben lang mit dem Wasser verbunden, zumal die Wurzeln seiner Kindheit in Le Havre zu finden sind. So, wie Dufy andere Maler in den ersten zwei Jahrzehnten nachahmte, wurde er von unzähligen Malern in der Folgezeit nachgeahmt. Kunst aus zweiter Hand machte die Runde.
Das Gemälde wird nur als Detail veröffentlicht, da die Werke Dufys geschützt sind. Allerdings ist es schlimm, wenn man der jüngeren Generation einen Maler ehrend vorstellen will und sich dabei an den Gesetzen die Zähne ausbeißen muss.