Sehr alt ist er nicht geworden der großartige Zeichner und Maler Oskar Zwintscher ( 1870 – 1916), gerade einmal 45 Jahre wurde er. Sein Grab ziert ein zartgliedriger Ephebe, gestaltet von Sascha Schneider, mit welchem er auch in tiefer Freundschaft verbunden war . Zwintschers Muse war vor allem das handwerkliche Können, welches auch aus diesem Selbstporträt auf den Betrachter überstrahlt. Sehr intensiv schaut er aus dem Bild, der Blick fixierend und nicht leicht deutbar. Versponnen und geschäftsfremd wäre er gewesen , meinten manche seiner Zeitgenossen aber auch ein herausragender Könner, der ganz in der Tradition eines Cranach oder Hohlbein oder eines Ludwig Richter stand. Zur Geschäftsfremdheit muss ich anmerken, dass es nicht eines Künstlers Sache ist, seine Kunst zu vermarkten. Kunst ist nun einmal keine Ware, die man auf dem Wochenmarkt zur Schau trägt. Aber zum Selbstbildnis zurück, welches hier auffällt durch die bereits beschriebene Intensität und mit einer Exaktheit der Linienführung an Gesicht und Händen, die auf ein feinsinniges Wesen schließen lassen. Das Bildnis besagt vor allem auch, dass Zwintscher ein gewissenhafter und exakter Zeichner war, der wusste, wie eine Proportion und wie eine bestimmte Körperhaltung aussehen müssen, wenn sie naturalistisch dargestellt werden. Zwintscher unterrichtete ab 1903 als Professor an der Dresdner Kunstakademie. Das Selbstbildnis stammt vermutlich aus dem Jahr 1913.