Natürlich könnte ich viel zu Beuys schreiben. Gemessen an seinem Verständnis von Wirklichkeit und Objektivität, müsste dann auch noch Alles davon wahr sein. Alles, was ich erzähle, weil ich es erzähle.
Beuys hat die Margarine in eine neue Zeit geführt.
Beuys hat als Statist beim Film ‚Steiner – das Eiserne Kreuz‘ mitgewirkt.
Beuys hat mit Berufsfaschisten gekuschelt.
Beuys konnte nicht zeichnen.
Beuys war ein nicht so guter Autofahrer. (Ja – obwohl er doch Deutscher war…)
Beuys mußte nicht brechen, wenn er entgegen der Bewegungsrichtung sitzend beschleunigt wurde.
Beuys hatte den Hut auf dem Kopf.
Ich könnte richtig umfassend ausufern und diese Glosse mit mehr oder mildem Schlamm fluten, der schön weich aber sonst nur nichtssagend zäh fließt und plätschert, einen braungrauen Film hinterlässt nach dem Trocknen und alle kommen und staunen: „Da, das ist ein echter Beuys.. das Surrogat von: ein roter Hase erklärt den Deutschen die Kunst..“ *staun*
Beuys ist Alles – aber nicht einfach. Und da ist sie schon die Krücke, die dir ins Kreuz (egal welches) gehauen wird. Herrjeeh, der ist nicht einfach, wie soll das nur gehen, was soll werden ?? Ein sich
produzierender, karrierierender Abgestürzter, der nach ’45 einfach den nächsten Halm griff und sich aus dem Wasser auf den nächsten Hasenfilz ins Trockene zog ?? Kunst als Flucht aus seiner untergegangenen
Welt griff und versuchte so zu existieren ?? Das klingt zu unglaubwürdig. Dann hätte er doch, wie Millionen Hochschuldozenten es tuen, ab dem Erreichen einer bestimmten Position seine Schnauze gehalten und sich mit Äußerungen auf kleine Fachkreise bezogen, die Zeit abgesessen und bemittelte Urlaube geplant. Statt dessen: er fing an den als ordentlich bezeichneten Kunstunterricht zu stören. Zerstören. Und stirb-und-werde, dann in das neue Zeug, das Kunstunterricht genannt werden wird, Esotherik einzubauen ?? Quasi die ganze ins Viereck gepresste Geisteslandschaft mit den diffuser Lehre übergießen, nebeln was das Zeug hält und Welle auf Welle an die Innenwände der noch leeren Köpfchen platschen lassen ?? Nein – so stelle ich mir meinen Beuys nicht vor. Er ist mir als Kapitän seiner eigenen kühnen Gedanken in Erinnerung. Aber auch das täuscht, vielleicht wäre es sogar richtig zu schreiben: teuyscht. Das ist dann etwas anderes.
Dazu nahm er alle als Schüler an, die es nicht schafften rechtzeitig in anderen Kursen und Seminaren zu verschwinden. So stelle ich mir das vor.
Schüler sind das Anfangen des Endes des Glaubens dessen, der erwartet, daß Schüler eine Erweiterung desjenigen sein können, den man irgendwie gut findet. Bestenfalls eine Vervielfältigung und das ist schon richtig schlimm. Wie ein Lied, das im Radio gespielt wird, bis es ganz kaputt wirkt. Kunst kann nicht gelehrt werden. Oder nur im Bezug auf die wundersame Sicht, daß Kunst ein Verhalten des Künstlers als eine Art menschlicher Photoapparat voraussetzt. Quasi er sich vor dem Motiv auflöst. Wie eine einst getrocknete Substanz im Wasser.
Das ist das Problem: Leute meinen, wenn sie hören: Schüler von Soundso, daß der Lehrer durch die kleine Einstiegsklappe, die nunmal jeder Mensch in seinen Rücken eingebaut hat, in den Schüler steigt und mit ihm die tollsten Höhenflüge unternimmt. Und aberwitzige Figuren zusammenstürzen läßt, bevor er dann keck da wassert, wo er zuvor noch meinte Land gesehen zu haben.
Also gar kein Ding mit Beuys ?? Nee, leider nicht. Er hat an dem Käfig der Form gerüttelt aber Kunst ist nicht zu lehren – nur Bild, nur Abbild. Und ich suchte und fand – nicht was ich suchte: ich suchte Nichts – was zu finden war: Beuys lebt weiter als Schmuckwort in der Biographie seiner Schüler, von denen manche eventuell fröhlich Kunstkaufladen spielen.
Warum auch nicht ??
Kunst kommt vielleicht von kaufen.
Beuys kommt nicht als Nazi – oder wenn, dann war er doch ein sehr schlechter.
Ein Hippie-Nazi oder so. Wenn das der Hitler wüßte.. oder der Spiegel… harr.
Unvermeidner