Ein Maler, der Fragen offen lässt – Gerhard Richter wird 80

Der in Dresden geborene und in Köln lebende Künstler Gerhard Richter wird am Donnerstag 80 Jahre alt. Schon immer wunderte er sich über den Ruhmes, welcher seit Jahren über ihm verschüttet wird.  Picasso des 21. Jahrhunderts hat man ihn schon genannt und das nicht erst, seit der 16,6 Millionen Dollarersteigerung  eines seiner Bilder im Oktober letzten Jahres. Richter führt seit vielen Jahren den Kunstmarkt an und fort! Gerhard Richter ist aber auch ein sensibler, ein stiller Mensch, der den Rummel und das Trara nicht mag, schon gar nicht jenes um seine eigene Person. Vielleicht ist es gerade das, was ihn mir so nachhaltig sympathisch macht.

Schon oft habe ich dieses Phänomen bewundert, dass gerade die Künstler, die es längst im Kunstmarkt nach oben geschafft haben, die Bescheidenen sind.  Auf Vernissagen seiner Künstlerkollegen lässt er sich dagegen häufig sehen. Neid und Missgunst sind ihm fremd. Auch arbeitet er noch täglich in seinem Atelier. Warum auch nicht. Schließlich sind 80 Jahre ja nicht zwangsläufig gleich zu setzten mit Nichtstun oder Nichts-mehr-entdecken- können-wollen.

Sein Atelier steht  neben seinem Wohnhaus. Es besteht aus einer Reihe offener Werkstatträume, welche in ein Büro münden. Dem Künstler gehen, wie einst schon seinen großen Kollegen der Vergangenheit, erfahrene Assistenten zur Hand. Der Tagesablauf ist ziemlich fest organisiert. Richter ist früh am Ball.

Die entscheidende Frage aber bleibt offen: Warum ist Gerhard Richter so bedeutend ? Wieso werden seine Bilder, wie etwa das Bild „Kerze“ bei Versteigerungen immer wieder im 2 stelligen Millionenbereich gehandelt?

Ganz einfach wird sich diese Frage wohl nie beantworten lassen. Sicher ist es, neben der hohen technischen und emotionalen Umsetzung seiner Ideen,  der Kontext, die Historie des Malers und Fotografen, der in Dresden geboren wurde und kurz vor dem Mauerbau in den Westen ausgewandert ist. Studiert hat Richter in Dresden an der Kunstakademie.

Richter kennt Deutschland und seine beiden Hälften, womit er zwangsläufig auch zu einem  Chronisten des zwanzigsten Jahrhunderts avanciert. Die Themenvielfalt spannt sich vom  „Dritten Reich“ (Gemälde „Familie am Meer“) ,dem Thema RAF in den 70-er Jahren über Fragen zur Schöpfung (Fenstergestaltung Kölner Dom) bis hin zum 11. September 2001 (Bildreihe „September).

Die verwackelten Bilder erregten erstmals Aufsehen. Das Bild „Ema“ (Akt auf einer Treppe)  ließ Bekanntes in neuer Sicht erscheinen und wirkt zugleich warm und  verletzlich, zart und geheimnisvoll.  Die Neue Nationalgalerie Berlin eröffnet am Sonntag eine Ausstellung  über Richters Lebenswerk. Sie trägt den Titel „Panorama“. Gezeigt werden  150 Gemälde und eine Version seiner ungegenständlichen Arbeit „4900 Farben“ Der Künstler ist selbst anwesend. Die Kunstfreunde dürfen gespannt sein 🙂

Ich ließ mich zu diesem Artikel inspirieren von einem sehr aufschlussreichen Text von Bertram Müller auf der Seite RP-online.de, bei dem ich  mich hiermit bedanke.

Zum Original-Artikel von Bertram Müller Gerhard Richter wird 80 (RP ONLINE, 06.02.2012)

Hier gleich noch ein interessanter Artikel zum Thema Gerhard Richter: „Die vielen Menschen sind mir unangenehm“ (RP ONLINE, 05.02.2012)