Johann Heinrich Tischbein

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Johann Heinrich Tischbein

geboren am 15. Februar 1751 in Haina

gestorben am 26. Juni 1829 in Eutin

deutscher Maler der Romatik und des Biedermeier

„Goethe in der Campagna“

20 Jahre war Johann Heinrich Tischbein in Italien. Während dieser Zeit lernte er den jungen Johann Wolfgang Goethe kennen und es entstand eine Freundschaft. Schließlich wohnten sie in einem Zimmer. Das Gemälde entstand 1787 und hängt im Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt / Main.

Ich habe das Bild in seiner kompositorischen Komposition analysiert und bin zu dem Schluss gekommen, dass das Gemälde im Atelier entstand. Der Maler hat klar berechnend die Haltung Goethes erarbeitet und legte besonderen Wert auf Diagonalen, die zueinander Bezug haben. Anschließend komponierte er eine Umwelt, die wiederum den Diagonalen der Figur folgt. Das machte er nicht nur mit den Linien, sondern auch mit den Farben und
Schattenstellen. Stets gibt es eine lineare oder farbliche Bezogenheit. Der Faltenwurf hat teilweise eine gekünstelte und starre Anlage, so dass es zur skulpturhaften Anlage auf Kosten der Dynamik des Bildes geht. Lediglich in der Himmelsgestaltung sind dynamische Aspekte vorhanden, die über der erstarrten Komposition schweben und keinerlei Bezug zum unteren Bildteil in punkto Motorik besitzen. Er malte Goethe in Weiß wie einen Gott. Offensicht war es sein Anliegen, Goethe in die Antike zu versetzen. In der Himmelsgestaltung wurde eine nur schwer zu erkennende Frau in einer Art Kostümentwurf matt eingearbeitet und gibt somit Auskunft über die Gedankenwelt Goethes. Die rechte dramatische Wolkenformation ist der spannungsgeladene Punkt des Werkes. Leider konnte ich die Formen, die sich mit dem restlichen Himmel in keiner Weise homogen verhalten, nicht entschlüsseln.

In halbsitzender angelehnter Position, von der grellen Sonne des Südens beschienen, die jedoch zwei sich widersprechende Strahlungswinkel besitzt und vom breiten Hut nur wenig Goethes Gesicht rechts beschattet, denkt der Dichter entspannt und, von der Physiognomie her gesehen, zugleich entschlossen über sein künftiges Werk nach, das noch in der Ferne zu suchen ist. Der Gesichtsausdruck ist hervorragend angelegt.

Eingebettet in einer antiken Ideallandschaft und einer nahen antiken Trümmerwelt die Bezug auf das entstehende Werk Goethes nimmt, wird in überdeutlicher Art auf einer Platte Orestes und Pylades vor Iphigenie und weiteren Staffagefiguren szenarisch dargestellt. Das Gemälde ist durch eine Hauptdiagonale geteilt. Der Anfang der Diagonale von links oben nach rechts unten beginnt in der Denkerstirn und zieht sich über den gestreckten Unterschenkel Goethes. Das Volumen des unteren Teils gilt dem Schöpfer des Dramas, der obere Teil geschlossen der Antike. Eine weitere Diagonale ergibt sich links am Faltenwurf der Rippengegend, korrespondiert mit der rechten Innenarmseite und endet an der leicht schrägen braunen Platte mit einer doppelten Betonung. Und so geht das immer weiter. Die anderen Diagonalbezogenheiten möchte ich nicht nennen, da es zu langatmig wird.

Das Gemälde prägt noch heute das Dichterbild des jungen Goethe.

Goethe in der Campagna 1787