Vom Ohorner Lachkabinett berichtet Dieter Raedel aus Berlin. Bitte festhalten ! Humor mit Verzögerung nach Art des Hauses.
Onkel Paul war mir der liebste Mensch meiner Verwandtschaft. Immer zu einem Schabernack bereit, saß ihm ständig der Schalk im Nacken. Es mangelte ihm auch nie, lustige Geschichten zu erzählen. Er war Maurer und in Ohorn sehr beliebt. Insgeheim wünschte ich mir ihn als Vater. Wenn er von seinem Kegelabend aus der „Silberweide“ kam, besuchte er stets meine Mutter.
„Na, mein Schwesterlein, wie geht es dir ?“
In diesem Satz steckt zugleich seine Liebenswürdigkeit. Als ich vor vielen Jahren eine 14 tägige Tournee mit meinem Kinderprogramm über die Konzert- und Gstspieldirektion Dresden hatte, bot ich ihm an, mit ihm zum Veranstaltungsort zu fahren. Sofort war er hell begeistert und ich nahm ihn mit. Onkel Paul saß an der Seite in der ersten Reihe. Am Anfang der Veranstaltung teilte ich den Kindern und deren Eltern mit, dass ein besonderer Gast sich im Saal befindet und animierte die Zuschauer zu einem Sonderapplaus. Diesen dürfte er noch lange in Erinnerung behalten haben. Onkel Paul wohnte mit Tante Lene in der Lindenstraße.
Eines Tages erfuhr ich folgende Story, die sich tatsächlich abgespielt haben muss und die ich nun in meiner Art aufbereiten möchte. Ohorn ist immer gut für eine Geschichte !
Mein Onkel war in lustiger Gesellschaft im Mitteldorf gewesen und die Tagung scheint feuchtfröhlich kaum ein Ende gefunden zu haben. Da die Zeit zum Aufbruch fällig war, konnte mein lieber Onkel nicht mehr auf den Beinen stehn. Versuche, ihn stützend nach Hause zu bringen, scheiterten, da er immer durchsackte. Nun war guter Rat teuer. Endlich fand man eine Möglichkeit, ihn nach Hause zu transportieren. Man besorgte sich eine Schubkarre und setzte Onkel Paul da rein, der von all‘ diesen Begleitumständen nichts mitbekam. Unterwegs kippte die Fuhre mehrmals um, so dass Paul immer in Bewegung war, schließlich waren die Spediteure auch nicht mehr astrein. In der Lindenstraße angekommen, wurden die Wohnungsschlüssel aus seiner Tasche geholt und mein Onkel die Treppe hoch getragen. Man klingelte, doch meine Tante Lene war nicht anwesend.
Seine lustigen Ohorner Kampfgefährten hatten eine außergewöhnliche Idee und legten ihn in voller Montur ins Bett. Sie schlugen ihn in ein weißes Laken und entfernten die anderen Teile der Bettwäsche. Anschließend falteten sie ihm die Hände und die Leiche war perfekt. Einer holte aus Tante Lenes Blumenvase noch ein paar Blümchen und schob diese unter die gefalteten Hände. Nachden sie die Schlafkammertür geschlossen hatten, verschwand die spaßige Schar.
Tante Lene war in einem Raum gewesen, der sich auf halber Treppe befand, wo sie gewöhnlich Näharbeiten verrichtete. Sie ging in ihre Stube und begann zu schimpfen, da Onkel Paul sie wieder einmal versetzt hatte.
Als es ihr reichte, wollte sie ohne ihn ins Bett gehn. Sie öffnete die Kammertür, machte das Licht an und bekam einen derartigen Schreck, so dass sie erst einmal zurück in die Stube ging. Ihr Herz raste wie wild und sie war arg betroffen. Langsam schlich sie sich beängstigend zur Tür, fasste sich und machte ihm einen Vorwurf:
„Aber sooo was ! Ich warte die ganze Zeit auf dich und derweil bist du schon gestorben !“
Sie fasste sich und war völlig irritiert, wie es möglich war, dass sich eine Leiche selbst aufbahren konnte. Sie ging an sein Bett und ihr strömte eine Wolke Alkohol entgegen. Kopfschüttelnd sagte sie empört:
„Aber soooo was! Das sieht dir wieder mal ähnlich ! Erst mit dem Saufen nicht aufhören können und danach sich mir als Schnapsleiche zeigen. Was Blöderes und Dämlicheres konnte dir wirklich nicht einfallen.
Tante Lene ging davon aus, Paul habe sich selbst aufgebahrt, um ihr eine auszuwischen. O:))
Gruß Prenzl.