Am Samstag sitzen die beiden zwölfjährigen Mädchen Lisa und ihre Freundin Evelyn aus Chemnitz vor dem PC und die Eltern freun sich, wie ruhig und harmonisch die Kinder sich verhalten. Hören wir, was die Eltern sagen:
„Du, Gabi, mir ham würglisch äh unverschändes Schwein mit unser Dochder. Wensch da annere Familien ma unner die Lube nähme, da gann mor nur no mit’m Gobb schiddeln. Mir in Gämmnitz sein da würglisch zu begligwinsch’n. Aber gehnor merkt’s und alle ham nur de große Gusche.“
„Da gansch dor glei Rächd gähm, Schatzl, mein Besdor !“
„Und weesde Gabi, die verträgtsch oh so gudd mit dor Eveliene.“
„Nu,nu ! Es is ja och äh großartsches Gligg, dass die vor däm BC mit där dämmlich’n Rumnörgelei ufhiern und mir in Ruhe unsern Gaffee dring’gn gönn.“
„Nu, du sagst’s ! Weesde Heinz, abor äh zweedes Gind woll’n mor ne inne Welt sätz’n, da had mor ja nischd mär von sein‘ Läm’m.“
„Gabi, gannsde mir ma de Hidsche riebor schiem‘, damit’sch de Beene bessor endspann gann. Nu, meine Gudsde, das machsde würglisch bestn’s.“
„Saach ma Heinz, weesde was die da guggen ? Nee, Haubtsache die sein stille.“
Und nun hören wir mal kurz rein, was die Mädchen da so sprechen:
„Lisa, schau do ma diesen groß’n Gnibbel an. Das is vielleischd geil!“
„Und die erschd, Ev‘, die häld ihre Didden däm vor de Schnauze.“
„Das Bild da driem is no geiler. Die hat seinen Gnibbel im Mund.“
„Evelien, der gnalld sein‘ Briegl der in de Oog’n. Ahhhhh…“
„Du, schau ma Lisa, der schibt’n der grade hinden rein.“
„Weesde, Evelyn, nächsd’n Samsdag guggen mor wiedor. Okay ?“
„Na glar, abgemachd !“
Nachmittags gehen die Eltern mit ihrer Tochter in eine Kunstausstellung und möbeln sich so richtig auf, da sie gesehen werden wollen. Auch die Tochter wird rausgeputzt. Schließlich werden Bekannte auch dort sein. Sie betreten die Ausstellung der Sammlung Gunzenhauser, die seit kurzer Zeit in Chemnitz gezeigt wird. Plötzlich bleiben sie entrüstet vor einigen Bildern von Otto Dix stehn und sind entsetzt. Der Vater zerrt seine Tochter in eine andere Richtung und man begibt sich schnellstens zum Gästebuch, wo Vater Heinz zu einem Protesteintrag ausholt:
„Heute waren wir mit unserer zwölfjährigen Tochter in dieser Ausstellung und müssen unser Befremden darüber zum Ausdruck bringen, dass solche anstößigen Pornobilder von Otto Dix öffentlich gezeigt werden. Ich bitte mit Nachdruck darum, dass die Museumsleitung unverzüglich eine Warnung vor diesen Schweinereien auf Schildern anbringt, damit man seine Kinder vor diesem abstößigen Zeug fernhalten kann.
Hochachtungsvoll Familie Müller ! “
Kein Witz, liebe Leser ! Die Museumsleitung brachte ein Warnschild für die Eltern an, dass sich bei Dix Bilder befinden, die nicht jugendfrei sind !
LG Prenzlmaler.