Dieter Raedel. Aufgelesene Eskapade aus dem Plenarsaal wortgewandter Zungenquerschläger der deutschen Fernsehlandschaft.
“Der Himmel hängt voller Galgen !”, so war es an meine alten Ohren gekommen und ich glaubte mich flugs in einer zukunftsverheisenden Vorhersage meiner ins Wanken geratenen Lebenserwartung zu befinden. Denke ich an die Fallgrube meines Lebens und die bisher durchgemachten Abstiegsplätze der noch pulsierenden vitalen Liga, so finde ich derartige Sprüche passabel und angemessen. Leere Schlingen baumeln am Firmament und warten auf die Verlierer. Meine Nominierung dürfte sich inzwischen rumgesprochen haben und so wird es dem Weltenwanderer nicht zu beschwerlich erscheinen, mich eines schönen Tages genau dort zu suchen, wo markant die Endstation sich abzeichnet: im Galgenhimmel.
Vernimmt man eine derartige Weisheit, denkt man vielleicht an einen bisher unbekannten Kriminalroman oder an die Aussage eines in seiner Zelle schmachtenden Todeskandidaten. Gäbe es Gerechtigkeit, könnte es die Prognose eines Finanzdiebes sein, eines gierigen Bankers, der samt seiner spekulativen Wolfsgilde die Weltwirtschaft ins Verderben stürzt. Nein, alles wäre viel zu weit hergeholt. Die Autorenschaft der am Himmel hängenden Galgen ist beim RBB zu finden.
Als gestern am Abend eine Moderatorin des RBB ein älteres Liebespaar vorstellte, Liebende, die sich nach über 40 Jahren ihres Lebens endlich zusammenfanden, knallte es in der Versprecherkabine des RBB. Nachdem man erfuhr, auch mit 60 Jahren noch Schmetterlinge im Bauch zu haben, wie es gewöhnlich bei 17 Jährigen der Fall ist, wollte die Moderatorin noch eine prachtvolle Ergänzung mit schwebenden Geigen hinzufügen. Da das Liebespaar aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr viele Violinen zu erwarten hat, einigte sich das Hirn der Moderatorin auf die Variante, dass bei diesen Leuten der Himmel voller Galgen ist. )