D. Raedel Malerei Aus Eisbär Knut wird Flocke

Diesen Artikel schrieb ich, als „Flocke“ noch nicht feststand.

Während der kleine Berliner Schmutzfink die Zuschauer enttäuschte und viele sich von ihm abwandten, war für die Medien ein schwarzes Loch entstanden. Aber nicht nur für den Medienrummel, sondern auch für die großartigen Malerherzen, die besonders gern Eisbärenkinder auf die Leinwand bannen. Die anderen Tiere interessieren sie nur wenig, da die Bilder fast keiner kaufen möchte. Das spricht für die enorme Tierliebe, die diese Künstler und Künstlerinnen besitzen. Die Berliner Löwenbabys malt kaum jemand, da die Tierliebe auch Grenzen haben muss. Nun funkeln die Augen der Fließbandmaler wieder, denn man kann die alten Bärenschinken von Knut den Leuten sogleich als die Nürnberger Kuscheline andrehn. Freude, schöner Eisbärfunken ! Halleluja !

Und auch der Zoo war gespannt, ob das Bärenkind auch wirklich endlich an die frische Luft von Mutter Vera gesetzt wurde. Und siehe da, sie brachte es vor die Bruthöhle und der neue Frischling-Messias war geboren. Nun arbeiten die Journalisten und die geübten Kameraleute und Fotografen auf Hochtouren und können ihr Glück noch gar nicht fassen.
Natürlich weiß auch ein Zoodirektor in Nürnberg, dass nun die Kasse für den Zoo klingeln wird. Scheinheilig gibt man bekannt, dass man an einem Zirkus, wie er in Berlin vonstatten ging, natürlich nicht interessiert sei. Ach, wie rührend und glaubhaft ! In gleichem Atemzug wurde aber sogleich bekannt gegeben, dass die Pressebericht – erstattung jedoch frei sei und die Rechte bei der Stadt Nürnberg zu suchen sind. Sehr ehrenhaft.

Da dem Zoo nach großen Überlegungen absolut kein Name eingefallen ist, will man sich nun den Rat bei der Bevölkerung suchen. Welch‘ ein grandioser Einfall ! Und sogleich wurde ein Wettbewerb zur Namensfindung ausgeschrieben, um jeden Rummel zu vermeiden. Man habe in der Stadt den Zirkus Knie und das genüge. Das kaufe ich Herrn Mägdefrau sofort ab.

Es trifft sich auch gut, dass man sich im Geschlecht vom Berliner Schmuddelkind unterscheiden könne, denn Nürnberg hat ein Mädchen. Ob in den nächsten Stunden ein Sonderfeuerwerk abends gezündet wird, weiß man noch nicht. Hingegen ist das Gewicht des Kindes bekannt und gehört sofort zum Allgemeinwissen deutscher Schulkinder. Die aufgeregten Kinderherzen werden von der Fachpresse non stop beruhigt, da die Kleine die Milch von gleich vier Pflegern annimmt. Das nenne ich artgerechte Tierhaltung, wenngleich die Mutter sich keine Schneehöhle zur Niederkunft bauen und sich vor den Medien verstecken konnte.

Inzwischen räkelt sich Flocke, doch der große Ansturm wie in Berlin bleibt aus. So hoffe ich doch, dass die Knut-Aktivisten der Kunst doch noch im Laufe der Zeit ihren Fließbandramsch absetzen können, natürlich als Flocken – Malerei, ist ja Winter.

D.R.